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Sonntag, 9. Juni 2013

17 Tage

Aus mir spricht die Verzweiflung.
Seitdem ich 10 bin, versuche ich mich dünner zu hungern. Viele Auf und Abs, Hochs und Tiefs, Höchstgewichte und - mein absolutes Tiefstgewicht, das ich sogar während meiner bulimischen Phase erreichte. "Sogar", weil es mit einer Bulimie unheimlich schwer ist, abzunehmen. Ich habe viel gelacht, viel geweint - in der aktuelleren Vergangenheit mehr geweint - mich selbst gequält, mich gehasst, versucht mir das Leben zu nehmen. Schließlich in die Klapse gekommen, nach 2 Monaten eine "Wunderheilung" vorgespielt, um entlassen zu werden. Gar nicht so lange her, das war erst 2011.
Viele fehlgeschlagene Therapien mit unterschiedlichen Psychotherapeuten später, bin ich - um einen Schlussstrich zu ziehen (und ich war ja schließlich auch alt genug) - bei meinen Eltern ausgezogen und einige hundert Kilometer weit weg gezogen, um zu studieren und meinem Leben einen Neuanfang zu setzen. 
Nun, wie geht's mir heute?

Ich leide immer noch an einer "schweren" (aber nicht mehr so schwer wie vor 2 Jahren - seltsam, dass eine Graduierung möglich ist) Depression, habe gelegentlich Suizidgedanken, ab und zu bulimische Rückfälle und kotze mir die Seele aus dem Leib. Jeder einzelne Tag ist für mich eine Qual, ich gehe ungern vor die Tür, habe panische Angst vor Menschen und versuche immer noch mein Gewicht zu regulieren. Seit 14 Jahren (!!!) suche ich nach der richtigen Ernährungsmethode.
Habe hinter mir: Schlank im Schlaf, Atkins, Weight Watchers, die New York Diät von David Kirsch, Nulldiät mit 24 Tage Nichts-Essen und einem Tag Essen-Zyklen, Kalorienzählen, Brigitte-Diät, Logi (generell Low Carb-Diäten), Lida, Meizitang, Ephedrin - ja, sogar mit "Clean Eating". Es kommt die nächste Frage auf: SPORT?! Ja, verdammt. Teilweise krankhaftes Training, dann wieder nur Phasen, in denen ich 3-4 Mal pro Woche meine Ründchen gejoggt bin. - Ich bin keinen Schritt weiter. Am Gewicht tut sich nichts. Dafür hat sich mein Magen verändert. 
14 Jahre Quälerei hat aus meinem Magen ein empfindliches Kleinkind geschaffen: Ich kann nichts außerhalb essen, denn dann sind Schmerzen, Durchfall oder Verstopfung vorprogrammiert. Nach JEDER Mahlzeit ist mir übel, jedes Bisschen Stress wirkt sich auf meinen Magen aus. Ich habe - unter anderem wegen des Magenproblems - große Probleme damit, länger als 2 Stunden von Zuhause weg zu sein. Öffentliche Toiletten sind zwar hilfreich und "besser als gar nichts", aber es ist nun einmal unangenehm mehrere Stunden dort verbringen zu müssen oder alle paar Minuten dorthin zu laufen. Was ist die Alternative? Nichts zu essen. Doch auch dann stellen sich (auch, wenn einige Stunden später) starke Krämpfe ein.
Wie oft bin ich gescheitert, meinen Magen wieder "zu trainieren", gut zu ihm zu sein, gut zu meinem Körper zu sein. Das alles brachte nichts. Es wird nicht besser. Und nun... bin ich wieder so verzweifelt und besessen davon, mein Gewicht möglichst weit zu reduzieren, dass ich mir dämliche Diäten raussuche und fanatisch alle möglichen Infos raussuche. "Diesmal habe ich DEN Weg gefunden. Jetzt weiß ich endlich, warum es all' die Jahre nicht geklappt hat. Wenn ich mich daran halte, habe ich in X Wochen mein Wunschgewicht." - Alles Quatsch. 

17 Tage-Diät oder 90 Tage-Diät von Susanne Keßler?! Und obwohl ich mir sicher bin, dass auch davon nichts DAS Geheimnis sein kann, weil ich es schon so oft geglaubt habe, warte ich morgen gespannt auf mein Buch "Die 17 Tage-Diät" und habe als "Plan B" (falls das auch nicht klappt - oh, welch' Einstellung!) die Diät für 3 Monate im Kopf. Yay. Auf ein neues. Auf ins Unglück. 
Ich werde berichten, weinen, mich quälen - vielleicht sogar erfolgreich sein. 
Ja doch, ich möchte keine Belehrungen über den Jojo-Effekt hören. Alles, was funktioniert und mich glücklich macht, werde ich beibehalten.

Viel Glück mir, viel Glück Euch. Nichts wünsche ich mir mehr, als dass ich mein Leben irgendwann einfach genießen kann.

Einen wunderschönen Sonntag wünsche ich Euch noch.

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